Monster im Schrank

Kennt Ihr das? Es ist später Abend. Ihr seid müde. So müde, dass Ihr sogar auf das nächtliche Zähneputzen verzichtet. Ihr begebt euch direkt ins Bett, deckt euch zu und schaltet das Licht aus. Ah, himmlisch - Ihr freut euch schon auf die Träume. Doch irgendwie, könnt Ihr nicht einschlafen. Und nicht nur dass, eure Müdigkeit weich einem unguten Gefühl. Ich würde es nicht unbedingt Angst nennen, aber etwas ähnliches, eine Furcht, eine Unruhe - doch Ihr könnt es vorerst nicht greifen, nicht genau definieren. Einige Minuten vergehen und das Unwohlsein steigert sich. Das Zimmer, welches bei Licht so freundlich und einladend aussieht, ist bei Dunkelheit ganz und gar nicht mehr gemütlich. Bekannte Gegenstände nehmen plötzlich bizarre Formen an und sind nicht mehr wieder zu erkennen. Ihr meint die Schatten würden sich bewegen. Plötzlich bildet Ihr euch ein, raschelnde Geräusche zu vernehmen. Geräusche, die immer mannigfaltiger werden, aber deren Ursprung sich trotzdem nicht feststellen lässt. War das ein Knarren? War oder was wispert da? Sind es Stimmen oder nur der Wind im Schornstein an der Außenwand? Es sind nur wenige Minuten vergangen, doch eure Nervosität erreicht ihren Höhepunkt. Ihr seid kurz davor zu den Eltern ins Schlafzimmer zu rennen und euch zwischen Mama und Papa unter der sicheren Decke zu verstecken. Doch nein, wenn dies die Geschwister mitbekommen, würdet Ihr wieder ausgelacht werden. Ihr müsst selbst mit diesem Problem fertig werden. Außerdem ist es ja nicht das erste mal, dass euch dieses Gefühl beschleicht. Ihr beschließt der Sache auf dem Grund zu gehen und die Situation rational zu analysieren. Wo ist der Ursprung des Unbehagens? Hattet Ihr heute etwas falsches gegessen? Nein, eigentlich nicht. Hattet Ihr heute einen gruseligen Film angesehen? Nein, auch nicht. Doch wieso diese Unruhe? Welche Gemeinsamkeiten hatten all die Nächte dieser Art? Hmm, Ihr wart immer in eurem Zimmer. Bravo, denk Ihr euch, Scherlock Holmes wäre stolz auf euch. Also liegt das Problem am Zimmer, oder besser gesagt: im Zimmer. Habt Ihr angst vor den Spielsachen? Das ist ja lächerlich, die sind ja nicht lebendig? Oder doch? - flüstert etwas in eurem Kopf. "Quatsch! Das ist ja kindisch" - sprecht Ihr laut aus. Doch die Stimme hört sich zitternd und nicht sehr überzeugend an. Ansonsten befindet sich nicht viel im Raum: ein Tisch, ein Bett, ein Schrank. Ein Schrank! Und wie auf Stichwort bewegt sich die angelehnte Schranktür ein wenig. Es sind nur wenige Millimeter und das Ganze passiert absolut lautlos, doch Ihr bemerkt es trotzdem. Ihr haltet den Atem an und wartet, doch nichts passiert. Nach einiger Zeit Auf-den-Schrank-Starrens seit Ihr euch auch hier nicht mehr sicher, ob das Gesehene nicht einfach Einbildung war, doch ob eingebildet oder nicht, an Schlaf ist diese Nacht nicht mehr zu denken. So verbringt Ihr die Nacht zitternd mit über die Nase gezogenen Decke und die geschwollenen müden Augen auf die Holztür des Schrankes gerichtet. Bis zum Morgengrauen.
Genau so eine Geschichte war auch mir passiert. Bis auf zwei kleine Ausnahmen: die Schranktür ging komplett auf und der Morgen, der ließ auf sich warten - ganze zwei Jahre. Dabei hatte der Tag ganz gewöhnlich begonnen.

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