Ja, ich will

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Der Goblin sammelte seinen ganzen Mut und versuchte sich die Worte ins Gedächtnis zu rufen, welche er vom Schamanen speziell für diese Zeremonie beigebracht bekommen hatte.
"Chilo hat Geschenke gebracht. Hat eine Ziege und viel Tierhaut.", sprach er das Erlernte und verbeugte sich tief. Die beiden Packgoblins traten vor und präsentierten gemäß dem Ritual das Mitgebrachte. Genau in diesem Moment riss die Ziege plötzlich ein weiteres Mal an der Leine, woraufhin sich der Strick aus den feuchten Händen des überraschten Aufpassers löste und das Tier laut mähend, aus dem Dorf trottete.
Begleitet vom herzlichem Lachen der anwesenden Dorfbewohner, konnte Chilo nur hilflos der sich rasch entfernenden Ziege hinterher schauen und sich wünschen an einem anderen, weit entfernten Ort zu sein.
Trotz dieses Vorfalls faste sich die kleine Kreatur und fuhr verlegen mit seiner Rede fort. "Chilo hat eine Hütte aus Zweigen und Lehm am Dorfrand gebaut und Chilo hat neue Werkzeuge für Feldarbeit gemacht." Er hielt inne, beobachtete den Goblinanführer und sprach schlussendlich den entscheidenden Punkt aus: "Jetzt Chilo ist gekommen und möchte Häuptlingtochter Tajo heiraten."
Die Zuschauer stellten ihr Getuschel ein und warteten gespannt auf die Antwort des Oberhaupts.
Eigentlich war die Sache schon für alle klar, denn Chilo und Tajo kannten sich schon seit ihrer Kindheit. Sie fischten zusammen, spazierten gemeinsam und verbrachten überhaupt den größten Teil ihrer Freizeit miteinander. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Paar heiratete.
Das einzige Hindernis, das dem jungen Glück im Wege stehen könnte, war Tajos Vater. Dieser missbilligte es, wenn seine Tochter sich mit dem jungen Chilo traf. Seiner Meinung nach entsprach der schmächtige Goblin nicht dem Idealbild eines richtigen Mannes: Er war nicht groß, er war nicht stark, konnte nicht kämpfen und war schlecht bei der Jagd. Was ihm Spaß machte war die Feldarbeit, zuzuschauen, wie der Weizen und andere Gewächse gediehen, erfühlte Chilo mit Freude. Tajos Vater, der Stammeshäuptling fand die Feldarbeit sei reine Frauensache und es passte ihm ganz und gar nicht diese Tätigkeit von seinem zukünftigen Schwiegersohn ausführen zu sehen.
Trotzdem erhoffte sich Chilo Chancen. Er jagte kleinere Tiere und sammelte deren Felle, die er Tajos Familie als Geschenk bringen wollte. Er war sogar bereit seine Ziege, seinen einzigen wertvollen Besitz, an die Häuptlingsfamilie abzutreten nur um Tajo heiraten zu dürfen. Vorgestern besuche er den alten Schamanen am Wasserfall und ließ sich erklären, wie man um eine Braut wirbt.

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