Der blaue Mond

Das Jahr 3013. Entgegen allen Vermutungen und statistischen Zukunftsmodellen hat sich die Menschheit noch nicht selbst vernichtet. Im All fand sie den Kontakt zu anderen intelligenten Wesen, schloß neue Freundschaften und fand alte Feindschaften wieder. Die Menschen besiedelten weitere Sonnensysteme, vermischten sich mit anderen Rassen und waren von der bunt gemixten Bildoberfläche des Universums nicht mehr wegzudenken.
Eines Tages, niemand wußte woher das Unglück kam, schlich sich eine Seuche ein. Unbemerkt breitete sich diese über unzählige Galaxien aus und wartete geduldig. Ärzte und Wissenschaftler entdeckten die virulenten Fremdkörper im Blut der Menschen sehr früh und suchten verzweifelt nach einer Erklärung für diese Abnormalität. Die ungebetenen Besucher schienen sich aus dem Nichts zu bilden, zeigten aber weder positive noch negative Auswirkungen.
Jahrzehnte vergingen doch nichts geschah. Die anfängliche Hysterie verebbte und in der schnellebigen Welt der Sterblichen galt die vormals als bösartige Mutation eingestufte Blutkomponente schon bald als eine Selbstverständlichkeit im menschlichen Körper. Zwar wurden die Forschung zur Klärung dieses Phänomens von einigen wenigen Institutionen immer noch vorangetrieben, doch kaum jemand schenkte den wenige Idealisten hinter diesen Vorhaben noch Beachtung. Auch die von den Regierungen genehmigten Finanzmittel für Projekte dieser Art wurden immer seltener, bis sie schließlich vollkommen gestoppt wurden.
Und dann kam der grauenhafte Outbreak. Zu Millionen wurden die Menschen dahingerafft. Ganze Städte starben aus. Komplette Planeten wurden über Nacht zur gespenstischen Leere verdammt. Seltsamerweise traf es nur die Menschliche Rasse. Diese Tatsache führte natürlich zu Spekulationen und feindlichen Auseinandersetzungen mit Andersartigen. Das Ansehen der Menschen schwand proportional zu deren Anzahl. Es wurden Sperrzonen geschaffen, Weltraumquadranten unter Karantene gestellt, doch alle Maßnahmen zur Eindämmung des Problems schlugen fehl und die Menschheit gab jede Hoffnung auf ein Überleben ihrer Rasse auf. Doch genau so plötzlich wie sie kam, verschwand die Pestilenz. Zurück blieb eine geschwächte Gattung ohne Führung, deren Anspruch auf soziale Vollständigkeit und militärische Überlegenheit in ungreifbare Ferne rückte. Und immer noch gab es keine Antworten.
Die wenigen Überlebenden bildeten geschlossene Gesellschaften und zogen sich aus der interplanetaren Gemeinschaft zurück. Aus Angst vor weiteren Katastrophen begegneten sie allen Fremden mit Mißtrauen - ob Vertreter einer anderen oder der eigenen Rasse wurde nicht mehr unterschieden.
Im Jahr 3468 traf man kaum mehr einen Menschen zwischen den Sternen.

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