Mangelhaftes Storytelling bei Spielen

Und wieder einmal ein Thema, welches mich so aufregt, dass ich sogar einen Blog-Beitrag dazu verfasse. Warum stecken Entwicklerbuden Millionen ins das Gameplay und Grafik aber um die Story/Handlung/Inszenierung kümmern sich die Azubis!? Oder der Buchhalter?! Oder der Hund des Nachbars?! Oder einfach gar niemand?! Wobei, nein, dann wäre es sicherlich nicht ganz so schlimm…

(Mein) Aktuelles Beispiel? Killzone - Shadow Fall!
Vor einigen Tages habe ich das Spiel gestartet und nach nicht mal 20 Minuten wieder ausgemacht. Es sei erwähnt, dass wir hier von DEM Spiel reden, welches zum Launch der Playstation 4 als Referenztitel präsentiert wurde. Also ein Spiel, das nicht nur Sony-seitig mit allen (Geld-)Mitteln gepusht wurde, sondern auf welches die Medien weltweit erwartungsgemäß ein kritisches Auge hatten. Mit hohe Wahrscheinlichkeit hatte der Erfolg dieses Titels eine direkte Verbindung zum Erfolg der PS4 selbst.

Und was bekam man? Ein Spiel mit mittelmäßiger Grafik (gut, das Ganze aus der Sicht eines PC-Spielers nur subjektiv beurteilt), langweiliges repetitives Leveldesign und eine absolut besch******e, unglaubwürdige, Spiel-in-den-heißen-Offen-werfende Story. Geht gar nicht, sogar nicht für einen Shooter!

Ich übertreibe? Na dann mal aufgehorcht Kinderchen: the story so far…
Partei A ist im Krieg mit Partei B. Partei A zerstört mit voller Absicht den Planeten von Partei B und gewinnt den Krieg. Partei A stellt den Überlebenden von Partei B die Hälfte des eigenen übervölkerten Planeten. (Warum? Die erste Frage, die wohl niemand beantworten kann).
Wir befinden uns auf dem Planeten der Parteien A/B. Es wird eine Kilometer-hohe Mauer errichtet, die den GANZEN Planeten zweiteilt. (Aha, und die Baustoffe dafür kommen aus dem Baumarkt?)
Bewohner von Partei A, welche noch in der abgetretenen Hälfte leben, werden von den Armeeeinheiten der Partei B gnadenlos abgeschlachtet (und die siegreichte Partei A schaut tatenlos zu? Natürlich, klingt richtig glaubwürdig.)
Im Prolog versucht der Hauptdarsteller (noch als kleines Kind) mit seinem Vater aus der abgetretenen Hälfte einer Großstadt abzuhauen und sich in die bei Partei A verbleibende Hälfte einer Großstadt zu flüchten. Begleitet werden die beiden von einem zufällig getroffenen Soldaten der Partei A. Der Vater wird kaltblutig von Soldaten der Partei B ermordet. Die Reaktion des Kindes: "Papa." Keine Tränen. Kein Zusammenbruch. Keine Emotionen. Außer der nüchternen Frage des Kindes: "Und was mache ich jetzt?" "Du musst wohl mit mir kommen", ist die Antwort des Soldaten der Partei A. Das Kind steigt kommentarlos auf den Rücken des Soldaten und schon hoppelt die beiden fröhlich über die zerstörten Dächer der Großstadt in Richtung Freiheit. Tra-la-la, alles super-toll – jawohl! Die fünf toten Menschen, die es in den letzten paar Minuten gab und von denen einer der eigene Vater war - sind am Kind spurlos vorbei gegangen (Warum macht man heutzutage auch so ein Geschiss, mit Psychiater und Bla, wenn mal der Hamster eines Kindes stirbt. Kinder in diesem Alter verkraften ja scheinbar einiges mehr…).
Die ganze Einführung ist so stumpfsinnig, so langweilig, so gefühl- und lieblos umgesetzt, dass man denkt, den schlimmsten Teil des Spiels hinter sich gebracht zu haben – es kann nur noch besser werden. Weit gefehlt. Auch die folgenden 15-20 Minuten rühren genauso wenig an den Emotionen des Spielers, wir eine Fliege, die frontal einen Panzer rammt.

Sind meine Erwartungen etwa zu hoch? Möglich. Wenn man ein gewisses Alter erreicht (also ungefähr älter als 10 Jahre alt ist), hinterfragt man manche Dinge auf dem Bildschirm automatisch. Desweitern wurden wir mit vielschichtigen Charakteren und perfekt in Szene gesetzte Handlungen wie diese in Uncharted 4 und Last of Us zu finden sind, dermaßen verwöhnt, dass die Messlatte unerreichbar hoch liegt. Hier kommen sogar die Spiele mit ganz passablen Stories nur ganz schwer ran. Vor Brechreizen wie im oben genannten Beispiel brauchen wir gar nicht zu reden.

Liebe Entwicklerstudios und Spielepublisher, steckt bitte etwas mehr Budget in die Geschichte, in die Handlung und in die Inszenierung der Spiele – egal welches Genre. Klar kostet dies Geld, doch packt mich ein Spiel nicht von Anfang an, wird es ausgeschaltet. Alternativen gibt es genug.
Und lese ich aus einer Rezension oder Kundenkommentaren Mängel in der besagten Richtung heraus, wird das Spiel auch nicht angeschafft, da könnt ihr noch so viel mit toller Grafik locken. Und sicherlich bin ich nicht der einzige, der so denkt.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Weitermachen.

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