Meister des Lichtes

Habo Yan frohr erbärmlich und war am Ende seiner Kräfte. Doch der Wunsch ein Lichtmeister zu werden brannte noch immer in seiner Brust und wärmte ihn. Zugegeben, des Feuer und das Verlangen den geheimen Orden zu finden war nicht mehr so stark, wie am Anfang seiner Reise, doch es war immer noch vorhanden und gab ihm neue Kraft. Habo war bereits seit acht Monaten quer durch die ganze Galaxie unterwegs. Ohne Credits und ohne Unterstützung kämpfte er jeden Tag aufs Neue um sein Überleben. Als blinder Passagier oder als Arbeiter auf verschiedenen Versorgungsschiffen setzte er seinen Weg beharrlich fort und kam Quadrant für Quadrant seinem Ziel näher. Sein Ziel? Ein Lichtmeister zu werden! Von dort, wo er her kam, waren die Lichtmeister nur Märchen und Legenden, Geschichten, mit denen sich alte Leute die Freizeit vertrieben. Zu dieser Zeit lebte Habo schon auf der Straße und verdiente seine Credits als Straßendieb für einen kleinen schmierigen Gangsterboss auf Eldonar. Eines Tages stahl Habo einem durchreisenden Touristen sein Gepäck und durchwühlte dieses eigenmächtig, ohne die Beute zuerst seinem Boss zu präsentieren. In einer der Taschen fand Habo ein altmodisches digitales Tagebuch. Er behielt dieses und benötigte einige Stunden um deren Funktionalität zu verstehen. Das verwirrende war, dass dieses Tagebuch nur Audiosignale speichern konnte. Es war nicht möglich visuelle Daten, weder in holografischer noch in zweidimensionaler Form aufzuzeichnen. Als Habo begriff, dass das Gerät keinerlei Defekte aufwies, sondern nur die zeitgemäßen Funktionen nicht beherrschte, war er anfangs enttäuscht. Doch kaum hat er sich einige der gespeicherten Einträge angehört, da packte ihn die Neugier. Das Tagebuch gehörte,wie es den Anschein hatte,einem Wissenschaftler, der durch die Galaxie reiste und Völkerkunde betrieb. Ein kleiner Teilbereich seiner Aufzeichnungen handelte von den Lichtmeistern. Er schien eindeutige Beweise gefunden zu haben, dass sich der Haupttempel des Ordens auf Arakis, der Schneewelt am Rande des föderalen Gebietes befand. Natürlich gab es für diese Behauptung keinerlei Beweise und ein gewöhnlicher Mensch würde keine derartige Reise unternehmen wenn das Ziel auf so wagen Vermutungen basierte, doch Habo war anders. Soweit er sich erinnern konnte, lebte er ohne Ziele und ohne Motivation. Es sah keine Perspektiven in seinem Leben. Es gab für ihn keine Möglichkeit aus der Armut und der Gewalt der Straße heraus zu kommen. Er würde sein ganzes Leben lang als Handlanger irgendeines zweitklassigen Gangsterbosses verbringen. Doch was wäre wenn er ein Lichtmeister wäre? Ein mächtiger Kämpfer für das Gute. Mit ungeheuren Kräften und unzähligen Verbündeten. Dann würde ihn niemand mehr herumschubsen und aller hätten Respekt vor ihm. Also beschloss er den Orden der Lichtmeister zu suchen. Und da der einzige glaubwürdige Anhaltspunkt für deren Standort Arakis war, musste er eben dort anfangen.
Natürlich kamen ihm des öfteren Zweifel, ob die Suche wirklich so eine gute Idee gewesen war, doch diese leisen Stimmen waren im Vergleich zum brennenden Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung sehr schwach, so dass sie kaum die Überhand gewinnen konnten, geschweige denn Habo zur Rückkehr zu bewegen. Warum sollte er zurückgehen, es gab dort nichts und niemanden, der auf ihn wartete. Er würden entweder ein neues Leben als Lichtmeister beginnen oder bei dem Versuch einer zu werden sterben, dies war immer noch besser als sein kümmerliches altes Leben.
Nun, all die Monate später, hing er hier an der Eiswand eines Gletschers und bewältigte die letzte Etappe seiner Suche. Vor drei Wochen kam er auf Arakis an. Die Spur führte ihn zu einem der größten Berge des Planeten. In einem kleinen Dorf am Fuße des Berges traf er auf Einheimische, die tatsächlich die genauen Standort der Lichtmeister kannten und bereit waren, diese Information mit ihm zu teilen. Entweder finde ich sie, oder ich sterbe. Wenigstens habe ich es versucht, flüssterte Habo sich immer wieder zu. Langsam brach die Nacht herein und ein leichter Schneesturm zog auf, doch er kletterte entschlossen weiter. Meter um Meter erkämpfte er sich seinen Weg. Der eisige Wind zerrte erbarmungslos an seiner löchrigen Kleidung und fraß sich mit kalten Zähnen bis zu den Knochen hindurch. Knapp zwei Stunden kletterte Habo die steile Wand entlang. Der Schneesturm wurde immer heftiger, bis Habo kaum mehr einen Meter weit sehen konnte. Bald schien der Weg flacher zu werden, so dass Habo sich nicht mehr kletternd, sondern gehend fortbewegen konnte. Doch das Schneegestöber wurde so stark, dass er sich inzwischen nur noch blind voran tasten konnte. Am liebsten hätte er auf der Stelle halt gemacht und auf das Ende des Sturmes gewartet. Doch leider hatte er seinen thermodynamischen Schlafsack unten am Fuße des Berges gelassen, damit er beim Aufsteigen Gewicht sparte. Ohne den Schlafsack würde er innerhalb einer halben Stunde erfroren sein. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als ständig in Bewegung zu bleiben. Drei weitere Stunde vergingen, doch der Schneesturm wollte nicht nachlassen. Vor gut einer halben Stunde hatte Habo seine letzte Adrenalinkapsel verbraucht - er spürte wie die Wirkung rasch nachließ und im gleichen Maße die Erschöpfung ihn übermannte.

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