Social Music, kostet nichts und tut gut
Die Musikindustrie beklagt wieder einmal den Rückgang der Umsätze beim Verkauf von CDs/DVDs. Schuld sind angeblich die illegalen Musikdownloads in den unzähligen Filesharingbörsen. Diese sollen monatlich eine Milliarde Songs übersteigen und damit den großen Musiklabels deutlich zusetzen. Nun kann man natürlich wiedereinmal darüber streiten ob der Schaden wirklich ausschließlich von dieser Seite kommt oder ob auch die Musikindustrie einiges verbockt hat. Fakt ist, dass die Musikindustrie in ihrer Arroganz den Einstieg in den Onlinemusikmarkt kräftig verpasst hatte. Lange nachdem sich die illegalen Musikdownloads in der Bevölkerung "etabliert" hatten, kamen auch die konservativsten Plattenbosse auf die Idee, dass man die Musik auch online verkaufen könnte. Super, freuten sich mit Sicherheit Hunderttausende User weltweit, Musik legal und bequem von daheim aus kaufen und die komplette Musiksammlung komfortabel am Rechner verwalten. Und natürlich würden die Songs ja deutlich billiger werden, da ja die Pressung der Datenträger und der kostenaufwendige Vertrieb wegfallen würden. Tja, falsch gedacht. Der Preis von 1,00-1,50 € pro Song sah auf den ersten Blick noch zu verkraften aus, doch wurde die kaufwillige Kundschaft mit den absurdesten Kopierschutzmaßnahmen kräftig verarscht. Oder ist eine Begrenzung der Abspielhäufigkeit des gekauten Songs auf z. B. zehn Wiedergaben ein faires Angebot?Weiterhin boten die großen Onlineportale jeweils eigene Musikformate an, die zu den gängigen Standards nicht kompatibel waren. Oft war es nötig eine anbieteranhängige Software auf dem Computer zu installieren um die erstandene Musik abspielen zu können.
Kopien, auch zur Sicherungszwecken, wurden meistens nicht zugelassen und die Qualität der stark komprimierten Songs bewegte sich oft in ganz bescheidenen Sphären.
All diese Unzilänglichkeiten verärgerten die Kunden verständlicherweise und schreckten sie von weiteren Käufen ab. Und was machten die Musikproduzenten? Sie schoben das Ganze natürlich wie immer auf die bösen Raubkopierer und pumpten noch mehr Geld in komplizierte Kopierschutzmaßnahmen, die dann das Produkt noch unhandlicher und natürlich noch teurer machten, was infolge noch mehr Kunden abschreckte.
Erstaunlicherweise war dies nicht das erste Mal, dass die Musikindustrie den falschen Weg einschlugt. Schon bei der guten alten CD gab es vor einigen Jahren den Trend jeden Datenträger mit aufwendigen und kostenintensiven Kopierschutzmaßnahmen dicht zu machen. Und hier ist dichtmachen wirklich wörtlich zu nehmen. Die CDs waren manchmal so dicht, dass unzählige CD-Player nicht mal das Original abspielen konnten. Schon bald sah man ein, dass diese Maßnahmen mehr Ärger als Nutzen mit sich brachten und nahm - bis auf einen großen Anbieter - Abstand davon. Doch nur einige Jahre später wiederholte sich das ganze wieder, diesmal auf dem Sektor der Onlinemusik...
Manch einer lernt nie aus seinen Fehlern - oder leider erst zu spät, denn seit kurzem versuchen viele Onlineportale den Schaden zu begrenzen, indem sie vom DRM (Digital Rights Management) abgehen und simple, kompatible, kopierschutzlose MP3-Dateien zum Download anbieten.
Ok, soviel zur Einleitung – und nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags...
Es muss nicht immer original gekaufte oder illegal kopierte Musik sein. Vielleicht sollte man sich von dem Gedanken abwenden, dass man die Musik unbedingt besitzen muss. Natürlich gibt es den einen oder anderen tollen Song, der in die private Sammlung gehört, doch ist es nicht gerade die Vielfältigkeit der Musik, die den besonderen Reiz ausmacht?
Das Radio war schon eine ganz gute Erfindung. Dort läuft Tag und Nacht unterschiedlichste Musik und je nach Geschmack wählt man einfach den passenden Sender. Mit dem Siegeszug des WWW und den inzwischen günstigen und schnellen Internetzugängen, wird die Idee des Radios weitergesponnen. Das Ergebnis nennt sich Social Music. Und das funktioniert so: man besucht ein Social Music Portal und stellt sich dort aus einem riesigen Bestand an Musikstücken seine persönliche Abspielliste zusammen. Diese Liste kann man speichern und fortan vierundzwanzig Stunden am Tag laufen lassen. Bei Bedarf können die Listen natürlich modifiziert werden. Sogar das Weiterleiten der Abspiellisten an seine Freude ist möglich. Und das Beste daran: es ist vollkommen kostenfrei!
Gut, einen großen Nachteil gibt es: die Musik liegt auf den Servern des jeweiligen Portals und man benötigt eine durchgehende Internetverbindung um die Songs abzuspielen. Doch mal ehrlich, in wie vielen modernen Haushalten ist der PC ständig an? Also ich kenne da einige.
Auch die fehlende Mobilität der Musikbestände könnte man negativ auslegen. Meiner Meinung nach ist es aber nur eine Frage der Zeit. In 1-2 Jahren fallen die Preise für das Onlinegehen per Handy und PDAs so weit, dass man seine Lieblingsmusik auch mit mobilen Geräten streamen könnte. Vollkommen egal wo man sich befindet. (Natürlich einen Datenempfang vorausgesetzt.)
Und hier einige Portale, die Social Music anbieten.
pandora.com
Bei Pandora kann man sehr schön nach ähnlicher Musik suchen. Gibt man seinen Lieblingssänger ein, erscheint eine Liste mit Musikstücken, die von ihrer Art zum eigenen Musikgeschmack passen. Sehr praktisch.
finetune.com
Finetune besitzt nach eigenen Angaben über 2000000 kommerzieller Musiktracks. 350 Kategorien und 400 Stationen runden das unglaubliche Angebot ab.
last.fm
Last.fm war einer der ersten Portale für Social Music und besitzt eine riesige Community.
Weitere:
mystrands.com
radioblogclub.com
ijigg.com