Das Tagebuch eines angehenden Vaters

Liebes Tagebuch, wir waren heute erneut einkaufen. Wieder für das kommende Kind. Diesmal fuhren wir zum einen Laden, der sich auf Kinderwägen spezialisiert hatte. Dieser befand sich zirka eine Stunde weit von unserem Wohnort entfernt. Die Auswahl der dortigen Fahrzeuge konnte sich problemlos mit dem Angebot bei einem gut sortiertem Autohändler messen. Von schnittigen Rennwagen ähnlichen Luxuskarossen, bis zur wuchtig-praktischen Geländemaschine war alles vertreten. Auch die Preise waren mit denen von Autos vergleichbar. Nach einer fachkundigen Beratung seitens des Autohänd..., eh, des Kinderwagenhändlers entschieden wir uns für ein bewährtes Modell einer bekannten Marke. Ein Modell, welches - laut der Aussage des Verkäufers - die Eleganz einer Gazelle und die Nützlichkeit eines Maulesels perfekt miteinander vereinte. Mit Tränen in den Augen machte ich eine saftige Anzahlung von beinahe einem Monatslohn und sollte den Rest des Preises bei der Abholung bereithalten. In acht Wochen wäre der Wagen dann breit! Acht Wochen? Ich kam mir vor wie beim Kauf eines Trabis...

Zu Hause angekommen, bahnte ich mir den Weg zur Couch durch das voll gestellte Wohnzimmer. Erschöpft vom schweißtreibende Feilschen mit dem Kinderwagenverkäufer, ließ ich meine müden Augen durch den Raum schweifen.
In einer Ecke stand das aufgebaute Kinderbettchen - bereit den Kleinen aufzunehmen. Ein eigenes Bett, diesen Luxus vermisste ich, seit dem ich bei meinen Eltern ausgezogen bin.
Neben dem Bettchen befand sich der supermoderne und futuristisch anmutende Kindersitz für das Auto. Von so einem Sitz träume ich mein Leben lang. In diesem Pilotensessel im Cockpit meines eigenen kleinen Raumgleiters durch die Weiten des Weltraums zu schweben... bleibt aber wohl auch ein unerfüllter Traum.
Und dann noch der kommende neue Kinderwagen. Ich warte schon seit mindestens fünf Jahren darauf mir ein ein neues Auto leisten zu können. Dabei wäre ich auch gerne bereit Kompromisse zwischen dem Leistenkönnen und Habenwollen einzugehen. Doch Pustekuchen, auch dieses Thema wird sich wohl - um einige Jahre - verschieben.

Fazit: Ein Kind müsste man sein. Die einzige Hoffnung und Trost, die einem Erwachsenen bleiben, ist an Budda zu glauben, in seinem aktuellen Leben brav zu sein und viel Gutes tun, um im nächsten Leben als Menschenkind wiedergeboren zu werden. Doch bei den zurückgehenden Geburtsraten ist es aus Mangel an freien Menschenplätzen fast schon unwahrscheinlich, dass man einen neuen Menschenkörper/-seele für sich ergattern kann. Da gibt es leider zu viele Anwärter, die in der entsprechenden Rangliste weit vor einem selber hantieren. Mutter Theresa zum Beispiel, oder Elvis... ;(

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