Ein kleiner Igel kommt des Weges

Gestern waren wir mit einem Bekannten unten im Ringpark um bei (endlich) gutem Wetter ganz entspannt einige Veltins V+ zu zischen. Als wir dann unten auf einer Bank sitzen, zeigt der Bekannte auf den Fußgänger-/Fahrradweg. Ich drehe mich um und sehe wie ein kleiner Igel (10 cm) dort entlang watscheln. Wir haben ihn einige Minuten aus der Ferne beobachtet. Der Igel ließ sich von den Fußgängern überhaupt nicht stören und torkelte gemütlich hin und her. Da Igel nachtaktive Tiere sind, war es eh schon ungewöhnlich einen solchen am helligten Tag zu sehen, doch dieser Igel benahm sich schon fast übertrieben zutraulich, bewegte sich immer langsamer und blieb schließlich fast ruhig am Wegesrand liegen.

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Erst dachten wir: Der wird schon wissen was er tut, doch nach einiger Zeit wurden wir doch skeptisch und gingen rüber um uns die Sache genauer an zu sehen. Als wir den Igel gehoben haben, hat sich dieser weder zusammengerollt, noch anderweitig abwehrend auf uns reagiert. Das Tier hatte einige Zecken am Körper und wurde zum Teil mit einer breiigen Masse bedeckt.
Unsere Sorge wuchst. Also haben wir Beer wieder eingepackt, sind heim gelaufen, Auto geholt und sind zum Tierheim gedüst.
Dort angekommen, erfuhren wir, dass das Tier scheinbar die Mutter verloren hatte und auf Grund der Strapazen und Nahrungsmangel nun ziemlich mitgenommen war. Die breiige Maße um das Tier waren Tausende Fliegeneier und wenn diese demnächst schlüpfen, werden sie das Igelbaby bei lebendigem Leib fressen. Im Tierheim wurden die riesigen Zecken entfernt. Wir sollten das Baby von den Fliegeneiern befreien, die Flöhe mit Anti-Flo-Pulver vertreiben und es ,mit Katzenkinderaufzuchtmilch füttern. Wenn das geschwächte Tier die Nacht überleben würde, sollte wir es am nächsten Morgen zum Tierarzt bringen und eine Aufbauspritze geben lassen.
Also sind wir heim, haben einen Stunde lang das Tier gesäubert, gefüttert und dann in einen mit Stoff ausgelegten Karton zum Ausruhen gelegt. Sofort hat sich das Baby eingerollt und ist eingeschlafen. Das war um ca. 19 Uhr.

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Ab da an, bis zum nächsten Morgen um 7 Uhr, hieß es dann alle 1-2 Stunden nach dem Tier sehen: ob es noch atmet, ob es noch schläft, ob es vielleicht fressen möchte, um eine Wärmeflasche zu machen. Und glücklicherweise hat der Egel geatmet, lange geschlafen und viele kleine grüße Häufchen gemacht. Vier mal musste ich in dieser Nacht der Karton saubermachen was bedeutete Zeitung in kleine Stückchen reisen oder Stofffetzen in kleine Stücke schneiden. Leider wollte er, besser gesagt sie – wie ich inzwischen durch Internetrecherche rausgefunden hatte – nicht fressen.
Mitten in der Nacht war das Tier einige Stunden aktiv und hatte fleißig im Karton randaliert. Dann am nächsten Morgen war es wieder ziemlich teilnahmslos in meiner Hand gelegen. Ich wusste nicht, ob es nur müde von der Nacht war oder geschwächt durch den Nahrungsmangel kurz vor dem Tod stand. Die Sorge wuchs. In der Tierklinik, sagte man mir, wenn ich ohne Termin vorbei kommen würde, müsste ich 1-2 Stunden warten. Außerdem hatten sie nicht so den Eindruck gemacht, dass sie viel Ahnung von Igeln haben. Durch verschiedene Artikel im Internet, bin ich dann drauf aufmerksam geworden, dass es Igelstationen gibt, in denen man Kranke Tiere abgeben kann. Also noch mal das Web nach so etwas in Würzburg durchgesucht und auf der Homepage von TV-Touring tatsächlich eine Telefonnummer von so einer Station gefunden. Dort angerufen und mich auf den Weg gemacht.
Im Auto wachgerüttelt wurde die kleine wieder aktiv und versuchte die ganze Zeit aus dem Karton auf dem Beifahrersitz zu steigen. Ich also mit einer Hand gelenkt, mit der anderen die Igeldame bei der Stande gehalten. So abgelenkt, habe ich natürlich die nötige Abfahrt in Gerbrunn verpasst, kam auf die Schnellstraße nach Rottendorf und musste, da es kein Zurück gab, eine lange Strecke vor mich her tuckern, bis ich irgendwann wenden konnte.
Schließlich habe ich Haus mit der Station gefunden und konnte das Baby übergeben.

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Zur Igelstation in Würzburg (Gerbrunn) bleibt zu sagen, dass es sich hier scheinbar um ein Privathaus handelt, dessen Besitzerin Igelpflege betreibt. Die Frau ist zwar unfreundlich und etwas arrogant (so meine Erfahrung), scheint aber Ahnung von Igeln zu haben. Für den Fall, dass ihr einen Igel in Not findet, hier die Nummer: 0931/30489608.

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