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DAS STILLE DANKEN

Von einem Tag das Immerbeste,
Das Ausscheiden deiner Nahrungsreste.
Ist traumhaft das Gefühl bei Dessen,
Man wünschet sich noch mehr zu Essen.
Damit die Freude nie verginge,
Noch Stunden mag man solche Dinge.
Befreiend und dabei erfühlend,
Ist dieser Vorgang. Stöhnend, brüllend,
Genießt man, voller Dankeswörtchen,
Die Sitzung auf dem Stillen Örtchen.

GELD

Wer hat es nicht, der braucht es dringend,
Wer hat es, mag, mit dem Gewissen ringend,
Das Ganze gern für sich behalten,
Und mehren soll es der Verwalter.
Man kann doch nie genug besitzen,
Gestopft bis in die letzten Ritzen,
Wird dieser Reichtum gut gehütet,
Wie Huhn, noch mehr davon gebrütet.
Doch was gedenkt man denn zu machen,
Wenn gibt's zu Kaufen keine Sachen.
Da merkt man schnell, des Geldes Güte,
Gebunden ist er an die Pute.
Falls kriegt man dafür gar kein Essen,
Kann man das Leben voll vergessen.

MEINE EIGENE WELT

Sie meinten, ich wäre hyperaktiv und aggressiv. Unfähig zu lernen. Ja, sogar das Wort "Dumm" fiel des Öfteren. All diese Theorien und Beschuldigungen bewegten sich in die gleiche Richtung. Leider lag diese gegenteilig zu der der Wahrheit. Ich wünschte mir, dass sie meinen wahren Antrieb erkannten und mich förderten. Doch diese Sehnsüchte blieben unerfüllt. Niemand brachte Kreativität und Schöpfungsvermögen in einen Satz mit meinem Namen. Anfangs trauerte ich im Stillen um diese mangelnde Vertraulichkeit.
Dann kam die Gleichgültigkeit. Ganz ohne Gefühlsregungen - eine lähmende Leere. Später bäumte ich mich erneut auf, viel heftiger als jemals zu vor. Ich trotzte und wiedersprach allem und jeden. Auch wenn dieses Alle und Jeder kanonisch im Recht waren, ich musste, von einem mir bis dahin unbekannten Drängen in meinem Inneren vorangetrieben, gegenhalten. Vor allem bei Menschen, die mir einst nahe standen - Vater, Mutter, Bruder - war der entstandene Bruch nicht mehr zu überbrücken. Doch diesen Krieg zu gewinnen, einen Kampf, bei dem dein eigener Verbündeter du selber bist und entgegen die ganze Welt steht, ist unmöglich. Nach und nach gestand ich mir wiederstrebend die schmerzende Aussichtslosigkeit meines Tuns ein. Schließlich gab ich kraftlos auf, zerschnitt die haarfeine Verbindung zu der Außenwelt und zog mich nun endgültig zurück. Weiterlesen weiterlesen

BIST DU DER EINE?

Bist du der Eine, der die große Liebe sucht?
Bist du der Eine, der Sexreisen in den Osten bucht?

Bist du der Eine, der in seinem Leben ständig rennt?
Bist du der Eine, der mit jeder Tussi, die ihn ranlässt pennt?

Bist du der Eine, der wirbt bei Frauen mit der Ehre?
Bist du der Eine, der wünscht sich, dass er länger wäre?

Bist du der Eine, der versucht das Geld zu raffen?
Bist du der Eine, der öfters greift dabei zu Waffen?

Bist du der Eine, der andauernd sich besäuft?
Bist du der Eine, der verloren durch die Straßen läuft?

Bist du der Eine, der im Schädel hat nur Grütze?
Bist du der Eine, der lebt seit Jahren von der Stütze?

Bist du der Eine, der an der Nadel hängt mit Liebe?
Bist du der Eine, der steht auf harte Peitschenhiebe?

Bist du der Eine, der betrügt?
Bist du der Eine, der stets lügt?

Bist du der Eine?
Denn wenn nicht, bist du alleine.

DER GEDANKENREKORDER

Kennt ihr auch das Problem mit den kreativen Gedanken, wenn es dann an die Ausführung dieser geht? Oft vor dem Schlafengehen, wenn ich mich grad ins Bett lege und der vergangene Tag besonders stressig und voll tausender kleiner Aufgaben war, bekomme ich einen Gedankenflash in Form von unzähligen kurzen Bildsequenzen. Diese fantastischen Bilder und Ideen rasen so blitzschnell vor meinem geistigen Auge vorbei, dass ich nicht anders kann, als mich hilflos zurück zu lehnen und mich einem rauschähnlichen Staunen hinzugeben. Jeder Versuch, das Stattfindende in seiner Gesamtheit für spätere Aufarbeitung zu merken, ist vergeblich. Zu langsam und zu leistungsschwach ist das Gehirn für derartige Herausforderungen. Möchte ich einzelne, besonders tolle Sequenzen speichern, scheitert eine zufriedenstellende Ausführung an zweierlei Problemen.
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ER SOLLTE FLIEGEN

Gunter schlief wie immer auf der linken Seite und mit dem Rücken zur Wand. Von Zeit zur Zeit murmelte er Unverständliches vor sich hin, heulte jaulend auf und kratzte sich gewohnheitsgemäß an der rechten Hinterbacke. Dann kam das genüssliche Schmatzen und schon fand der rechte Daumen im Mund des Schlaffenden Platz. Kaum dass die saugende Wirkung der Lippen nachließ, platschte die Hand weich auf den dreckübersäten Boden neben dem Bett und verharrte ruhig bis zum nächsten Hinterbackenkratzer.
Eigentlich war Gunter ein sehr netter Mensch. Er war freundlich zu Hunden und Katzen, wartete geduldig an der Roten Ampel und teilte gerne seine Schokolade auch mit unbekannten Menschen. Das heißt, er würde seine Schokolade mit diesen unbekannten Menschen teilen, wenn diese unbekannten Menschen nicht ständig vor ihm wegliefen. Er verstand nicht ganz was die anderen gegen ihn hatten. Er war höflich und freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Wieso wurde er stets wie ein Außenseiter behandelt? Er war doch genauso wie die restlichen Leute hier in Siegenheim. Weiterlesen weiterlesen

GINA MANDARINA

Die kleine Gina Mandarina mochte all die Jungs, die großen.
Ihren Ersten hatte sie im Vaters Hinterhof, gleich drüben bei den Rossen.
Nachdem er heftig in ihr kam, kassierte sie 'nen Dollar,
Denn sie war doch nicht blöd, nein, nein - das wäre ja noch toller!
Sie lernte viel und wusste bald worauf die Männer standen,
Sie sprach vulgär, tat Dinge so, dass sich die Herren wanden.
Als eines Tages Freier kam, mit Messer in der Rechten,
Fand sie das Spielchen einfach toll und wollte Neues testen.
Mit einem Male färbte sich das Bett beliebte rot
Und während sie noch Lust empfand, war sie schon mausetot.
Er fuhr mit ihr die Klippen hoch und warf sie über'n Rand,
Sie trieb paar Tage in der See, bis Fischer sie dort fand.
Er freute sich des Fundes wegen, nahm die Leiche mit,
Und hatte eine Menge Spaß damit, trotz dieses Messers Schnitt.

DAS GUTE BöSE

Wie jeden Abend bewegte sich die seltsame Gestalt zielstrebig durch die leeren Straßen der ländlichen Vorortschaften. Die untergehende Sonne tauchte die Gegend in einen unwirklichen orangenen Schein und gab den üppigen Pflanzen und Bäumen ein sanftes Grün. Ein fanatischer Dichter hätte hier von märchenhafter Landschaft und romantischer Atmosphäre gesprochen, doch dieser Gestalt im dunkelgrauen Anzug und dem nüchternen Auftreten eines Handelsreisenden, lag nichts daran sich mit Gefühlregungen jeglicher Art zu befassen. Dadurch war ihr der Weg zur vergleichender Poesie vollkommen verschlossen und es sollte auch so bleiben - für die Ewigkeit.
An einem modernen Reihenhäuschen mit der kitschig weißen Umzäunung, schlug sie bedenkenlos das Gartentor auf und betrat uneingeladen einen privaten Bereich. An die acht Meter führte der akkurat gepflasterte Weg durch frischgemähten Rasen und endete vor einer schlichten Eingangstür. Ohne Zögern drückte der fremde Besucher den glänzenden Knopf der Klingel und wartete geduldig - die lederne Aktentasche in der linken Hand. Weiterlesen weiterlesen

GRUNDLAGEN DES (KOLLEKTIVEN) GLüCKS

Heute auf dem Klo kam mir ganz spontan der folgende Gedanke. Möglicherweise kann jemand etwas damit anfangen...

Getrieben von dem Wunsch nach Glück und absoluter Erfüllung ist die Zufriedenheit des Einzelnen stets an die aktuelle Situation der ihn umschließenden Gemeinde gebunden. Das Glück ist eindeutig relativ und gewinnt nur durch eine Verhältnissetzung der Umwelt zu dem einzelnen Individuum an messbarer Bedeutung. Ist kein aktueller Vergleich zu der Umwelt möglich, sollte auch die vorangegangenen Erfahrung des Glücksuchenden bedacht werden. Auch diese wirkt sich auf die Empfindung aus und fördert das unausweichliche Bestreben nach Mehr in sinkender oder steigender Weise.
Auch in der totalen Isolation ist ein kurzzeitiges Erreichen des glücksähnlichen Zustandes durchaus möglich. Doch kann dieser in der Abschottung der absoluten Einsamkeit nicht von langer Dauer sein. Sind keine Gegenüberstellung zu Mitmenschen möglich und herrschen - aus welchen Gründen auch immer - keine vergangenheitsbedingte Erfahrungen, dann greift der jedem Menschen angeborene Trieb nach einer Steigerung des augenblicklichen Wertbe- bzw. gefühlbedingten Zustandes. Alleine schon aus Instinkt strebt der Mensch nach Höherem und wird die Vernunft hinzuaddiert, sollte es niemanden wundern, dass die menschliche Evolution in einem ungeheuren Tempo recht ungehindert voranschreitet.
So ist es nicht verwunderlich, dass jeder zuweilen Unzufriedenheit verspürt und sich nach einer, wenn auch minimalen, Änderung seines Lebens sehnt. Natürlich sollte sich die eingeschlagene Richtung nach Möglichkeit aufwärts bewegen.

DAS KIND

Das Kind, das mag nur ständig spielen,
Vermeiden möchte es des Vaters Arbeitsschwielen.
Doch sollte es sich stets beeilen,
Denn Zeit, sie bleibt nur selten weilen.
Kaum schaut das Kind sich um, fortan
Ist es schon bald ein alter Mann.

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