Der Gedankenrekorder

Kennt ihr auch das Problem mit den kreativen Gedanken, wenn es dann an die Ausführung dieser geht? Oft vor dem Schlafengehen, wenn ich mich grad ins Bett lege und der vergangene Tag besonders stressig und voll tausender kleiner Aufgaben war, bekomme ich einen Gedankenflash in Form von unzähligen kurzen Bildsequenzen. Diese fantastischen Bilder und Ideen rasen so blitzschnell vor meinem geistigen Auge vorbei, dass ich nicht anders kann, als mich hilflos zurück zu lehnen und mich einem rauschähnlichen Staunen hinzugeben. Jeder Versuch, das Stattfindende in seiner Gesamtheit für spätere Aufarbeitung zu merken, ist vergeblich. Zu langsam und zu leistungsschwach ist das Gehirn für derartige Herausforderungen. Möchte ich einzelne, besonders tolle Sequenzen speichern, scheitert eine zufriedenstellende Ausführung an zweierlei Problemen.

Erstens: Kaum habe ich mich für einen, meiner Meinung absoluten Höhepunkt der Show entschieden und konzentriere mich mit aller Kraft auf diesen, um mir alles bis ins kleinste Detail einzuprägen, schwirren im Hintergrund schon die anderen Gedanken vorbei. Sie winken, springen, rufen, klimpern mit imaginären Wimpern und tun überhaupt alles erdenkliche um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Plötzlich merke ich, dass diese ausgeschlossenen Fiktionen viel interessanter erscheinen, als die eine, mit der ich mich im Moment beschäftige. Und habe ich mich zu dieser trügerischen Einsicht hinreisen lassen, so ist es vorbei mit der Konzentration auf meinen widerspenstigen Gefangenen. Schon ist er weg und ich versuche verzweifelt mich zu erinnern woran ich gerade dachte.

Zweitens: Gehen wir mal davon aus, dass ich das Unmögliche schaffe und mir - allen verlockenden Ablenkungsmanövern zum Trotz - eine Szene bildhaft einpräge. Mache mir dazu noch in derselben Nacht detaillierte Notizen, skizziere das Szenario mit einem Bleistift und schnüre mir einen Knoten in die linke Socke, um ja nicht zu vergessen gleich morgens früh den Gedanken auszuarbeiten. Tu ich dieses am nächsten Morgen auch tatsächlich, so ist der Triumph trotz alledem eher unbefriedigend, bedenke ich all die Hunderte und für immer verlorenen Gedanken der vorhergehenden Nacht.
Deutlich wirtschaftlicher und fühlbar bequemer wäre da die Möglichkeiten diese Gedanken in Form von Standbildern oder noch besser, in einem Video festzuhalten. Dioden an die Stirn und Schläfen geklebt, entspannt zurückgelehnt, auf den Aufnahmeknopf gedrückt und die Sache läuft. Später könnte man das Aufgenommene mit allen praktischen Vorzügen der analogen bzw. digitalen Videotechnik wie Pause, Vor- und Zurückspulen, sowie Vervielfältigen abarbeiten. Dabei hätte mit Sicherheit eine deutlich bessere Ausbeute. Daher der Aufruf an alle Wissenschaftler und Techniker: Bitte baut mir einen Gedankenrekorder! Bitte, bitte...

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