Von Bärten und Mützen an einem Samstagabend
Es ist ja schon etwas länger her, als ich das letzte Mal etwas geblogt hatte. Was an sich ja auch kein Wunder ist, bedenkt man die dauerhafte Ablenkung durch diese Social-Networks, Microblogging-Platforms, Video-Portals usw. (das wenige Real-Live dazwischen nicht zu vergessen). Nur verständlich, dass ein ehrlicher Blogger nicht mehr dazu kommt so etwas Konservatives wie einen Blogbeitrag zu verfassen. Doch trotzt all den Widrigkeiten, liegt es mir am Herzen folgende Beobachtung nieder zu schreiben.Vor einigen Tagen war ich mit einem Bekannten abends in der Stadt unterwegs. Auf der Suche nach einer gemütlichen Ecke gingen wir die Sanderstraße (die Würzburgen wissen wovon ich rede) entlang und betraten nacheinander fünf bis sechs Lokale. Zwei Dinge hatten all diese Einrichtungen an einem Samstagabend gemeinsam:
a) Alle Sitzplätze waren besetzt
b) 1/3 bis 1/2 der anwesenden männlichen Gäste sahen gleich aus
Punkt a) war an sich keine Überraschung, bedenkt man den genannten Wochentag. Was mich eher irritierte war die zweite Erkenntnis. (Achtung: um meine Gefühle an diesem Abend detailgetreu wiedergeben zu können, muss ich mich hier Alternativdialekten bedienen) „WTF und leck mich am A***h, geht hier ab, Alter!“ – dachte ich bei mir als ich immer wieder all die Che Guevara-Verschnitte vor mir sah. Bärte im Gesicht (immerhin: sauber gestützt), Feldmützen auf dem Kopf und unauffällig kolorierte leger-militante Kleidung auf dem Leib. Ich habe keine Ahnung ob diese Gattung modebewusster Individuen bereits eine eindeutige Bezeichnung erhalten hat (Hipster sind es auf keinen Fall ) – falls nicht, lasse ich meiner Kreativität bei Gelegenheit gerne freien Lauf…
Zugegeben, früher (und damit meine ich die Kuba-Krise im letzten Jahrhundert), als man den kleinen Weltverbesserer/Revoluzzer in sich outen wollte, haftete diesem Modestill sicherlich Coolness und Verwegenheit an. Auch gegen ein kurzes Revival Jahrzehnte später habe ich nichts einzuwenden. Doch wenn sich im Jahr 2013 (gefühlt) jeder Zweite dieser Kleidungsform bedient, fehlt mir das nötige Verständnis. Wo bleibt die Individualität? Ihr wollt doch alle (Achtung: Unterstellung) einzigartig, rebellisch, kreativ, hipp und intelligent aussehen? Was haben hier dann diese stereotypen Uniformen von der (H&M-)Stange zu suchen?
Der Verschwörungsliebhaber in mir hätte bei diesem Phänomen genügend Futter für die wildesten Theorien – dieser Neigung nachzugehen hebe ich mir aber lieber für einen Folgebeitrag auf.