Noch ein Cookie?
"Bluuuup!", ganz langsam löste sich ein Mikrotropfen Spucke aus meinem Mund und schwebte zeitlupenhaft auf die Frau zu, mit der ich mich gerade unterhalten hatte. Ich stockte peinlich berührt und wartete auf die Reaktion von Gegenüber. Doch sie schien nichts zu bemerken. Hatte ich es mir nur eingebildet? Der Abend war noch jung und ich hatte bis jetzt keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken, also war es vielleicht die Müdigkeit? Schließlich hatte ich fast drei Stunden Autofahrt hinter mir, ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor.Ich versuchte das unterbrochene Gespräch wieder aufzunehmen, stellte aber erstaunt fest das es mir auf einmal sehr schwer fiel die gewollten Worte zu formulieren. Ich starrte hilflos auf meine gestikulierende Gesprächspartnerin, hatte aber plötzlich ein ernstes Problem dem Gespräch zu folgen. Ich nickte und hoffte inständig in der wabbeligen Tiefe meines benebelten Gehirnes, das diese Reaktion meinerseits angemessen wäre. Scheinbar hatte ich richtig gehandelt, denn sie nickte auch, lächelte und drehte sich um, um mit den anderen Anwesenden zu reden.
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und ich grinste breit, wie es schien, begann meine dreifache Dosis 'Cookies' nun doch zu wirken...
"So. Du bist also Wirtschaftsinformatiker?", fragte mich die Schwester unseres Gastgebers. Scheinbar hatte sie sich gerade mit meiner Freundin über mich unterhalten, denn diese strahlte mich hoffnungsvoll an.
Informatiker, überlegte ich angestrengt, wo habe ich dieses Wort schon einmal gehört, dachte ich mit dem letzten Körnchen Vernunft nach. War nicht ich selber ein... - ich zuckte mit meinen geistigen Schultern denn das Denken fiel mir immens schwer - war nicht ich irgendein... Wie war die Frage noch mal? Ich grinste in mich hinein und beschloss das es vollkommen unwichtig war, denn im Moment war mir alles egal...
Ich starrte konzentriert um mich und suchte nach einem Weg die Kontrolle über meine Gesichtsmuskulatur zu erlangen um mich auf diesem Wege von dem dämlichen Grinsen zu befreien. Doch leider gab es kein Entkommen.
Scheinbar hatte ich mir bei dem ersten Mal zu viel zugemutet. Es dauerte Stunden bis die Wirkung nachließ. Während dieser Zeit kamen und gingen dutzende von Leuten. Schleierhaft erinnerte ich mich an unzählige Gesichter von Gästen denen ich im Laufe der Party vorgestellt wurde. Nahm massenhaft Gesprächsfetzen auf, konnte aber keinen Zusammenhang erkennen. Ich blickte umher und sah alles verzehrt. Gut das meine Freundin da war. Sie redete für mich und hielt mir das Händchen bei meinen vergeblichen Laufversuchen.
Irgendwann war es genug: Der Fischblick wurde nicht besser und die Übelkeit ließ nicht nach. Ich schleppte mich an einen freien Platz auf dem Sofa und ließ mich nieder. Ich schloss meine Augen und ließ die surreale Welt draußen...
Und was war die erste Frage als wir morgens beim Frühstück saßen? Kann ich dir noch einen ‚Cookie’ anbieten?